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Kurs Nord Süd Teil 2

Tunesien

Wir wollten uns langsam entlang der Küste auf den Weg nach Süden machen, um dann irgendwann auf Höhe Djerba ins Landesinnere abzubiegen, um nach Douz zu kommen und von dort die klassische Wüstenrunde zu drehen. Dort wollten wir dann auch den Rest der Bande wieder treffen.

Auf dem Weg gen Süden entdeckten wir auf der Karte den Ort Zriba El Olya, eine alte Berbersiedlung, die wohl 1950 verlassen wurde. In der Nähe wurde eine neue Siedlung mit dem Namen Zriba Hammam errichtet. Angeblich wurden die Bewohner von dem damaligen „Befehlshaber“ gezwungen, umzusiedeln. So hatte es uns – verflixt, ich habe seinen Namen vergessen – einer der wenigen verbliebenen Bewohner des Dorfes erklärt. Heute leben nur noch zwei Familien im Dorf, und zwar in der ehemaligen Schule. Das fantastisch gelegene und wirklich hübsche Dorf soll touristisch erschlossen werden. Als wir dort waren, waren wir die einzigen Touristen – lediglich ein dreiköpfiges tunesisches Fernsehteam war vor Ort und drehte eine Reportage über den Ort. Vermutlich wird mit entsprechendem Marketing der Ort in Zukunft nicht mehr ganz so ruhig sein 😉 Die Zufahrtsstraße dorthin wurde schon neu gemacht und offensichtlich für den Transport von Touristen mit großen Bussen vorbereitet.
Wir bekamen jedenfalls noch eine wirklich interessante Exklusivführung von – verflixt, ich weiß den Namen immer noch nicht wieder –. Cooles Dorf, schönes Erlebnis, mega Aussicht und einen leckeren Tee in dem inzwischen eingerichteten kleinen, einfachen Café. Ein guter Tag 😉
Leider gab es in der Nähe keinen Platz, an dem wir die Nacht verbringen wollten. Der neue Ort war ziemlich hässlich, und so beschlossen wir, zurück in Richtung Küste zu fahren und dort etwas zu suchen.
Zwischen Hergla und Sousse stellten wir uns an den Strand. Eigentlich wunderschön, aber leider, wie so oft in Tunesien, extrem viel Müll überall. Wir haben ganz oft an allen möglichen Stellen gesehen, wie die Menschen irgendwo am Strand oder auch in den Bergen ein Picknick machen, und sobald etwas leer ist, die Verpackung, die Flasche oder was auch immer wie selbstverständlich in die Botanik werfen. Niemand, wirklich einfach niemand, nimmt seinen Müll wieder mit nach Hause oder trägt ihn zumindest bis zur nächsten Mülltonne (die aber, falls vorhanden, sowieso nie geleert wird – aber das ist ein anderes Problem). Die nächste Truppe setzt sich einfach wieder mitten in den großen Haufen und registriert das augenscheinlich gar nicht als etwas Unangenehmes, sich in den Müll der anderen zu setzen. Wie auch immer – mein Auge hat es ständig gestört, und so habe ich nahezu täglich die Plätze rund um unser Auto gereinigt und den Müll in Säcken auf unsere Hebebühne gestellt und im nächsten Dorf in die Tonne geworfen. Ich hatte einfach keinen Bock, dass ich morgens aus dem Fenster schaue und mein Blick aufs Meer von zerknüllten Bierdosen und Plastiktüten abgelenkt wird.
Genug gejammert – abgesehen davon war der Platz ganz hübsch und wir verbrachten eine ruhige Nacht.

Am Morgen fuhren wir weiter bis nach Mahdia, ein Ort, der im Reiseführer als sehr ursprünglich und unberührt beschrieben wurde. Ich habe keine Ahnung, in welchem Ort der Autor des Reiseführers war, beziehungsweise wann er da war. Aber wir fanden uns zwischen dutzenden von Hotels und Clubanlagen wieder, die sich um den wirklich hübschen historischen Stadtkern angesiedelt hatten. Viele weitere Baustellen ließen darauf schließen, dass das Ende noch nicht erreicht ist. Strand wie immer hübsch und auch diesmal müllfrei, hinter den Dünen türmte sich dieser jedoch so hoch, dass man ihn mit der Mistgabel hätte wegräumen müssen, wenn man denn wollte…… Dass die Hotelangestellten, die morgens den Müll am Strand einsammeln, ihn dann 20 Meter weiter einfach hinter die Dünen schmeißen, könnte eine reine Unterstellung sein – muss aber nicht 😉

Auf dem Weg weiter nach Süden kamen wir durch El Djem. Dort steht das zweitgrößte Amphitheater der Welt, das extrem gut erhalten ist. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, dem Kolosseum in Rom, ist man dort fast alleine. Wir konnten den LKW direkt vor dem Eingang parken und in aller Ruhe das beeindruckende Bauwerk besichtigen.

Für die kommende Nacht fuhren wir zu dem wohl bisher spektakulärsten Strand der bisherigen Reise, südlich von Gabès. Weißer Sand, soweit man schauen konnte….. in beide Richtungen und für uns ganz alleine.
Als ich am nächsten Morgen um 6 zum Joggen rausging, konnte ich einer Gruppe Fischer bei der Arbeit zuschauen. Hat ein super cooles Bild ergeben! Leider war die Ausbeute für die 21 Fischer und ihre 3,5 Stunden Arbeitseinsatz sehr überschaubar. Da ist noch nicht mal für jede der 21 Familien ein Mittagessen herausgekommen. Einer der Fischer erzählte mir, es würde immer weniger……

Wir wollten weiter nach Douz, dem Tor zur Sahara. Dort wollten wir unsere Freunde von der Fährüberfahrt treffen und mit ihnen ein paar Ausflüge in die Wüste machen. Etwa 160 km hatten wir von unserem Strand nach Douz zurückzulegen. Unsere Abfahrt verspätete sich aber etwas, da der Wind so sehr aufgefrischt hatte, dass er sich zu einem unangenehmen Sandstürmchen entwickelt hatte. Es flog dermaßen Sand umher, dass Schluppsi seinen Lieblingsplatz unter der Fahrerkabine auf dem Motorventildeckel auf gar keinen Fall verlassen wollte 😂. Nach etwa zwei Stunden legte sich der Wind und Schluppsi entschied, dass es jetzt losgehen kann. So konnten wir dann doch noch starten.
In Douz füllten wir nochmals unsere Vorräte auf und verbrachten dann einen schönen Abend bei hervorragendem Essen im Camp Cinderella. Ach ja – einen fetten Regenguss haben wir auch noch abbekommen, als wir nochmal kurz mit dem Motorrad in der Stadt waren – auch sowas gibt es in der Wüste.

Am nächsten Morgen starteten wir gemeinsam in Richtung Camp Mars, am Fuße des Tafelbergs Tembaine gelegen. Insgesamt lagen rund 100 km Strecke vor uns: die ersten 20 asphaltiert, etwa 60 mehr oder weniger zugewehte Pisten und die letzten 20 quer durch ein Dünenfeld 🤪. Mega!! Viel Fahrspaß, ein bisschen buddeln und viel schwitzen und lachen 😛.
Eigentlich eine vergleichsweise viel befahrene Route, da wir aber noch sehr früh in der Saison waren und es über den Sommer einige Sandstürme gab, war die Strecke nicht immer eindeutig zu identifizieren. An einigen Stellen fuhren wir neue Spuren in die Dünen. In der Auffahrt zu einem Dünenkamm blieb Bernhard mit seinem Landy stecken. Georg und ich waren mit den LKWs bereits oben. Da ein Wenden an dieser Stelle aufgrund der recht steil abfallenden Dünen neben unserem Track nicht möglich war, konnten wir nicht mal eben mit einem Seil den Landy befreien. Also mussten wir der Sache mit Schippe und Sandblech zu Leibe rücken, als plötzlich ein Landcruiser voll mit Touristen und einem einheimischen Guide hinter uns auftauchte. Dieser kam dann hinter dem Landy zum Stehen und ich fragte ihn, ob er Bernhard mal eben 5 Meter rückwärts ziehen könnte, damit dieser nochmal Anlauf nehmen könnte. Er sagte mir: „Sorry – not possible!“ und gab mir zu verstehen, dass er keinen Bock hätte, Touristen rauszuziehen, die es nicht hinbekommen. Ähhh – echt jetzt? Nochmal zum Verständnis: Das Seil lag schon da, man hätte es nur einhängen müssen und der Kollege hätte rückwärts fahren müssen. Zeitaufwand maximal eine Minute.
Karma is a bitch! Beim Versuch, eine Alternativroute zu benutzen und an Bernhard vorbeizukommen, hat er den Toyota dermaßen eingebuddelt, dass einfach gar nichts mehr ging!
Die vermutlich chinesische dreiköpfige Reisegruppe, die er an Bord hatte, stieg nach mehreren sinnlosen Befreiungsversuchen mit maximaler Motordrehzahl aus und begann nach einigen Diskussionen dem Fahrer zu helfen, mit bloßen Händen das Auto zu befreien. Flehende Blicke auf unser Berge-Equipment mussten wir erst mal mit: „Sorry – not possible!“ quittieren 😉 Als wir nach kurzer Zeit Bernhard befreit hatten, buddelten wir dann aber doch auch noch den unkooperativen, inzwischen klitschnass geschwitzten Tourguide und die chinesische Reisegruppe aus, die in Gedanken schon ihr Nachtlager mit den Toyota-Sitzbezügen zwischen den Dünen aufgeschlagen hatten. Natürlich nicht, ohne ihnen vorher noch 10 Minuten zuzuschauen und ein kühles Getränk zur Erfrischung zu nehmen……. Den Rest der verdienten Strafe hat der Kollege sicher aus den Blicken seiner chinesischen Reisegruppe erhalten 😉

Nach insgesamt 8 Stunden erreichten wir das traumhaft gelegene Camp Mars – gerade noch pünktlich, um den Sonnenuntergang zu genießen. Wir durften vor dem Camp übernachten und konnten so abends die hervorragende Küche des Camps genießen, und ein kaltes, gezapftes (!!) Bier gab es auch!

Nach dem Aufstehen nahm ich Kontakt zu den Mitarbeitern und Fahrern des Camps auf. Eigentlich wollten wir nämlich noch ein Stück weiter nach Süden, aber laut Angaben der lokalen Guides waren alle Pisten, die nach Osten, Westen oder weiter nach Süden führen, aktuell nicht vorhanden. Nach den letzten Sandstürmen waren sie verweht und es hatte noch niemand eine neue Route durch die Dünen gefahren. Kalkulierbar war also nur derselbe Weg, den wir gekommen waren….. alles andere hätte länger dauern können.

Da unsere Mitreisenden einen etwas begrenzteren Zeitplan hatten und noch einiges auf dem Zettel, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück nach Norden. Ich wollte dann in ein paar Tagen, wenn Judith zu ihrem Termin zurück nach Gibraltar fliegt für 14 Tage, einen erneuten Anlauf weiter nach Süden unternehmen. Durch das Dünenfeld wollten wir den gleichen Weg nehmen wie auf dem Hinweg – alle anderen waren ja sowieso nicht existent – und dann irgendwann in Richtung Ksar Ghilane abbiegen.
Wir kamen eigentlich ganz gut durch, lediglich eine Stelle erforderte doch mehrere Anläufe, was aber mehr daran lag, dass es sich im LKW bei zu viel seitlicher Schräglage ganz schön scheiße anfühlt und ich dadurch doch immer versuche, eine sicherere Linie zu nehmen, die aber manchmal etwas steiler ist 😉
Wir stoppten kurz vor dem Nationalpark, den wir auf dem Hinweg auf der Westseite umfahren hatten. Laut GPS sollte es von hier eine Piste nach Ksar Ghilane geben, die war aber unter einem meterhohen Dünenfeld verschwunden. Wir beschlossen also, die Nacht auf dem Plateau am Südrand des Parks zu verbringen. Nach etwas Suchen und ein paar Fehlversuchen fanden wir auch einen Weg nach oben. Der Platz war der bisher mit weitem Abstand schönste Übernachtungsplatz der bisherigen Tour – und auch auf unserer Gesamtrangliste recht weit vorne…… ein guter Platz, um in Bernhards Geburtstag hinein zu feiern 😉

Von unserem traumhaften Nachtplatz fuhren wir am nächsten Morgen quer durch den Nationalpark. Kurz nachdem wir wieder auf der Hauptpiste angekommen waren, kam uns Norbert entgegen. Er hatte in den letzten Tagen versucht, nach Algerien einzureisen – leider trotz gültigem Visum erfolglos. Also scheint unser Plan auch nicht aufzugehen. Er hatte sämtliche Grenzübergänge im Süden angefahren und war überall mit fragwürdigen Aussagen abgewiesen worden. So saß dann im Café du Park die ganze Truppe, die sich zufällig auf der Fähre kennengelernt hatte, wieder gemütlich beisammen 😉 Lustig 😉

Wenige Kilometer weiter, zurück in Douz, ließen wir bei einem fantastischen Abendessen auf dem Campingplatz Cinderella Bernhards Geburtstag ausklingen.
Unsere neu gewonnenen Freunde verabschiedeten sich dann am nächsten Morgen in Richtung Küste, ihre Reisezeit ging langsam zu Ende. Es war wirklich eine Bereicherung, euch getroffen zu haben – wir sehen uns sicher wieder!
Judith und ich blieben noch einen weiteren Tag hier in Douz und machten einfach mal gar nichts – außer ein bisschen lesen und Star Wars schauen 😉 Ich habe es zwar schon einige Male versucht mir anzuschauen, aber leider gehen solche Science-Fiction-Geschichten so überhaupt nicht an mich. Aber dieses Mal hatte ich mir vorgenommen durchzuhalten, quasi als Vorbereitung auf ein paar der nächsten Reisestopps 😉 Wir hatten unter anderem einige der damaligen Drehorte der Sternensaga auf dem Zettel. Beispielsweise Mos Espa und Ong Jemel. Es gab also keinen Ausweg – ich, als Nicht-Film-und-Fernsehen-Gucker, habe mir Teil 1 bis 3 reingezogen…… puh! Ok, als ich irgendwann mal den Einstieg geschafft hatte, ging es…… 😉

Richtung Nordwesten fuhren wir über Kebili durch endlose Dattelpalmen-Plantagen nach Tozeur, der größten Oasenstadt in diesem Teil des Landes.
Auf dem Weg dorthin überquerten wir den Chott el-Jerid, einen relativ trockenen Salzsee – allerdings auf der gut ausgebauten Hauptstraße, nicht auf einer der unkalkulierbaren Pisten 😉 Ein paar Motorradfahrer waren da mutiger und gaben damit ein tolles Fotomotiv ab. Naja, die müssen ja auch nicht so viel buddeln wie wir, falls es nicht klappt.
Wir wollten zu einem kleinen Stellplatz nahe der Medina, Park4Night hatte ihn empfohlen. Allerdings hatte jemand in den Rezensionen geschrieben, dass die Zufahrt sehr, sehr eng wäre – er es jedoch mit einem 7,5-Tonnen-Expeditionsmobil geschafft hatte. Wir vermelden jetzt: Auch mit einem Dreiachser mit 17 Tonnen passt man rein 😉 Dauert etwas, aber passt! Die Stadt ist ganz nett anzuschauen, extra hinfahren muss man allerdings nach meinem Geschmack nicht.
Wir hatten nun noch genau eine Woche Zeit, bis Judith in Djerba am Flughafen sein musste. Sie würde dann 14 Tage nach Spanien fliegen und ich wollte in der Zeit nochmal eine etwas ausgeprägtere Sandkasten-Tour in der Wüste machen. Bis dahin wollten wir aber einfach die Sehenswürdigkeiten im Westen von Tunesien noch abklappern. Heute war Star-Wars-Tag: zuerst nach Mos Espa – der gesetzlosen Stadt. Die Reste der Filmkulissen verfallen hier mitten im Nichts so langsam vor sich hin. Ich fand es echt ganz witzig, zumal ich ja den Film gerade erst gesehen hatte. Zumindest gibt es ein paar ganz witzige Fotomotive. Dann ging es über rumpelige Pisten weiter nach Ong Jemel, das müsste die Stelle sein, an der beim Podrennen der Crash passiert ist. Landschaftlich ziemlich cool! Für die Nacht wollten wir es bis nach Mides schaffen. Der Ort liegt nur 500 Meter von der algerischen Grenze entfernt an einem recht spektakulären Canyon. Auf dem Weg dorthin wurden wir mehrfach von einem sehr aufdringlichen und in einschlägigen Reiseforen schon bekanntem „Guide“ genervt 😉 Der mit seinem 4×4 neben uns fuhr und wie wild mit den Armen fuchtelte, bis wir anhielten. Er sprach fließend Deutsch und Englisch und wollte uns für ganz kleines Geld 😉 zu frei zugänglichen Plätzen begleiten und warnte uns nachhaltig davor, nach Mides zu fahren – da es dort sooo gefährlich sei, nur er könne uns vor dem sicheren Verderben retten……. Was soll ich sagen – Leute, die schon ein bisschen unterwegs waren, kennen diese Gattung Mensch… braucht niemand und sie bringen die vielen, vielen netten Guides und Landsleute in Verruf. Ich habe ihn dann in meiner unnachahmlich freundlichen Art davon überzeugt, dass er jemand anderem auf den Sack gehen soll. Das war übrigens wirklich das einzige unangenehme Erlebnis dieser Art in Tunesien.

Da unsere Katze offensichtlich keinen Bock hatte, am nächsten Morgen zeitig zu starten, glänzte sie mit Abwesenheit. So konnten wir erst am Nachmittag starten. Wir wollten von Mides nach Redeyef und dort in die Rommelpiste einsteigen. Dabei handelt es sich um eine Strecke, die entgegen der weitverbreiteten Annahme nicht von General Rommel im Zweiten Weltkrieg errichtet, sondern erst 1956 vom französischen Militär. Es gibt einige Strecken in Nordafrika, die Rommelpiste genannt werden. Die meisten wurden tatsächlich von General Erwin Rommel während des Afrikafeldzugs von 1941–43 errichtet, um alternative Routen zu schaffen, um den Nachschub und Truppenbewegungen zu erleichtern.
Bei Redeyef fuhren wir allerdings erst mal einige Zeit durch eine riesige Müllkippe 😳. Auf der eigentlichen Rommelpiste gab es nach wenigen Metern in der jüngeren Vergangenheit einen kleineren Felssturz, jedenfalls war die Straße blockiert, und wir mussten erst mal ein paar Erdarbeiten durchführen und mit dem ganz dicken Hammer eine Ecke von einem der Steine entfernen 😉 Sonst hätten wir den Reifen vermutlich an der Flanke beschädigt. Wir waren einfach ein bisschen zu dick! Aber irgendwann hat es dann gepasst. Die Piste selbst ist wenig spektakulär, was den fahrerischen Anspruch angeht – einfach eine etwas rumpelige, kurvige Straße aus Betonplatten und ein paar gerölligen Abschnitten. Sie bietet aber tolle Ausblicke auf die Berge und Canyons.

Unser Nachtlager schlugen wir in der Nähe von Metlaoui vor einer imposanten Kulisse auf…..

Wir wollten früh weiter, um nach Djerba zu kommen und da noch ein paar Tage gemeinsam zu verbringen. Allerdings hatte unsere Katze wieder mal andere Pläne. Sie war am Abend aus dem Auto gehüpft – so wie immer, wenn wir irgendwo ankommen. Normalerweise kommt sie aber spätestens am frühen Morgen zurück, heute nicht….. ok, dann eben warten. Bis Mittag war sie immer noch nicht zurück – langsam machten wir uns Gedanken, das macht sie eigentlich nie. Normalerweise antwortet sie auch mit einem „Miau“, wenn man sie ruft……
Nach einigen Stunden kippten wir das Fahrerhaus, um sicherzugehen, dass sie sich nicht dort in irgendeiner Ecke versteckt hat. Meist sitzt sie auf dem Ventildeckel des Motors, gut sichtbar, wenn man einfach die Haube öffnet, aber es gibt ja noch unzählige weitere Ecken, wo sie sich verstecken könnte….. nix zu finden. Die ganze Gegend abgelaufen, Motorrad abgeladen und gesucht – nix. Langsam machten wir uns doch ernstere Sorgen – zumal es in der Gegend giftige Schlangen und Skorpione gibt. Die Stimmung war echt im Keller…….. Dann, abends gegen 22 Uhr, hatten wir ehrlich gesagt nur noch wenig Hoffnung, als es plötzlich „Miau“ vor der Tür macht und der Herr einfach hereinspaziert kam……. Wir waren ziemlich erleichtert – man gewöhnt sich nämlich schon an so ein Vieh….
Ich denke, sie mag einfach diese Rumpelpisten nicht und wollte mal einen fahrfreien Tag……

So konnten wir dann mit einem Tag „Verspätung“ nach Djerba aufbrechen. Wir fanden einen recht schönen Platz am Strand, den wir zwar erst wieder vom Müll befreien mussten, der aber ansonsten echt hübsch und einsam genug war. Hier wollten wir bis zu Judiths Abflug die Zeit verbringen und mit dem Motorrad ein wenig die Gegend erkunden.

Am Tag des Abflugs brachte ich Judith dann früh morgens zum Flughafen. Wir verabschiedeten uns und ich nahm den Weg quer durch die Stadt, da ich noch ein paar Sachen einkaufen wollte, bevor es zurück zum Truck gehen sollte. Ich brauchte ja noch ein paar Vorräte für meinen erneuten Trip in die Dünen.
Ich hatte gerade zwei Brote gekauft, als mein Telefon klingelte – Judith: Der Zoll hatte sie nicht durchgelassen, wegen unseres Motorrads, das in ihren Pass gestempelt war. Oh man, normalerweise ist das gar kein Problem. Man füllt ein Formular aus, hinterlegt im Zweifelsfall eine Kaution und gut ist. Manche Länder sind sogar mit einem Rückflugticket als Beweis für die Rückkehr zufrieden……… Tunesien, oder eher der Zoll am Flughafen in Djerba, nicht.

Also zurück zum Flughafen. Wir sollten mit dem Chef vom Zoll sprechen, kein Problem – er würde uns sicher das Papier stempeln und dann kann Judith einen späteren Flug nehmen – er würde aber normalerweise erst um 9 Uhr zum Dienst kommen. Also erst mal warten.
Seine Sekretärin öffnete dann auch um 9 das Büro – offensichtlich hatte sie nicht sooo gut geschlafen, denn außerordentlich freundlich war sie nicht. Der Grund dafür wurde uns etwas später bewusst, als wir dann zur Audienz beim großen Chef vorgelassen wurden. Mit hochgelegten Füßen, Sonnenbrille und im Stuhl weit zurückgelehnt begrüßte er uns mit den Worten „only Arabic!“. Cool – ein Arsch in Uniform. Das Gespräch entwickelte sich dann gemäß des ersten Eindrucks, den wir von dem Kollegen hatten. Er weigerte sich auch nur ein Wort Französisch, Englisch, Spanisch oder Deutsch zu sprechen oder zu verstehen. Auch mit der Google-Übersetzer-App, in die man nur reinsprechen muss, war ihm nichts Sinnvolles zu entlocken. Er hatte keinen Bock, wollte uns loswerden. Irgendwann teilte er uns dann doch mithilfe der App mit, dass wir das Formular nur in dem Zollbüro bekommen würden, über das wir eingereist sind. Was kompletter Quatsch ist, aber erklär das mal jemandem, der sich weigert, irgendetwas außer Arabisch zu verstehen und die Übersetzer-App auch nicht benutzen möchte. Wie auch immer, an der Stelle haben wir dann das Büro verlassen und uns auf den Weg nach Medenine, zum nächsten größeren Zollamt, gemacht.

Ich erzählte einem Mitarbeiter der Zollbehörde in Medenine die Geschichte, und er bestätigte, dass der Flughafen-Kasper uns diesen Service hätte anbieten müssen. Gut, wusste ich schon 🤪. Er sagte, er würde sich kümmern. So folgten 6 Stunden Büro-Rundlauf – ähnlich wie in diesem Asterix-und-Obelix-Heft. Auf halber Strecke kam der Chef du Bureau auf die super Idee, er könnte ja das Motorrad einfach in meinen Pass übertragen, das ginge noch einfacher 🤪. Ich sagte ihm: Da ist schon der Truck drin – kein Problem!! Er würde eine Genehmigung in Tunis anfordern, die auf kam. Also änderte er im System das Motorrad in meinen Pass. Danach sollten wir nur noch bei der Bezahlstelle den Stempel im Pass ändern lassen und schon ist alles erledigt. Der nette Herr an der Kasse weigerte sich aber, diesen zu ändern, es wäre illegal, zwei Fahrzeuge in einem Pass zu haben. Rücksprache mit dem Chef du Bureau – oh, dann ändern wir das wieder und nehmen doch einfach das normale temporäre Ausreiseformular 🤡🤷. Leider konnte er den Fahrzeugwechsel im System nicht rückgängig machen – nach einer Änderung ist der Datensatz bis zum nächsten Tag gesperrt. Er entschuldigte sich und sagte, wir sollen morgen wiederkommen, dann erledigt er es sofort….. Super.

Am nächsten Morgen kam der Chef du Bureau erst mal zu spät zum Dienst. Dann änderte er den Datensatz im System wieder und wir waren somit genauso weit wie am Anfang……
Dann teilte er uns mit, es wäre sicherer, wenn wir den Antrag in Tunis machen würden – also 600 km weiter nördlich….. Er erkannte dann aber wohl an der Patrick-untypischen Änderung der Gesichtsfarbe und der veränderten Stimmlage, dass ich anderer Meinung war.
Man würde eine Lösung finden…… Also wurde der Präsident de Bureau involviert. Er nahm alle Unterlagen und die Pässe an sich und verschwand dann für 20 Minuten…….. dann kam er mit der brillanten Lösung: alles kein Problem, er würde uns das fertig machen und wir sollten in der Zeit einen Tunesier organisieren, der dann mit einem Bonitätsnachweis und seinem Pass persönlich hier erscheint und für die Zeit von Judiths Abwesenheit für sie bürgt 😳😯😝.
Ok – an der Stelle musste ich das Gespräch dann abbrechen, um nicht Gefahr zu laufen, noch länger unfreiwillig in dem Städtchen zu bleiben……
Fürs Protokoll: Eigentlich füllt man nur ein Formular aus, hinterlegt eine Sicherheitsleistung, die man nach der Rückkehr zurückerhält – und das war’s…..
Egal, ich hätte sicher auch noch irgendwann einen Bürgen aufgetrieben, aber jetzt war erst mal Wochenende……. Und da der Termin in Gibraltar nun mal bestand, hatten wir ja nicht ewig Zeit. Daher beschlossen wir dann einfach, gemeinsam Tunesien zu verlassen und Judith irgendwo in Europa endlich in einen Flieger zu setzen.

Wir fuhren also nach Tunis und besorgten uns eine Fähre nach Marseille. Ich hatte kurz überlegt, dann wieder eine Fähre zurück nach Tunesien zu nehmen. Aber irgendwie hatten wir dann keine Lust mehr. Ein andermal….. und als erprobter Langstreckenfahrer bin ich dann auch ziemlich in einem Rutsch bis nach Hause gefahren….. etwas früher als geplant, aber so konnte ich dann meinen Geburtstag sehr kurzfristig mit ein paar Freunden zuhause feiern. Außerdem konnte ich so dann doch mit ein paar Kollegen im November noch nach Mexiko zum Motorradfahren, bevor es über Weihnachten nach Thailand ging – was ich sonst ja verpasst hätte. Man muss das positiv sehen 😉 Und bis auf die Idioten in der Zollbehörde habe ich Tunesien echt gemocht 😉