Grenzbereich.eu

Polardiesel und sonstige Winterfreuden

Die zwei Tage in Tonsberg haben wirklich gut getan. Wir haben ein wenig unser Auto aufgeräumt, die Schlösser geschmiert, die Tür- und Fenstergummis gegen festfrieren präpariert und unsere ganz dicken Bettdecken mal vom Dach geholt. Sind ein bisschen durch die Gegend gewandert und haben viel faul rumgelegen 😉

Für die nächsten Tage waren weiter fallende Temperaturen angesagt. In Tonsberg hatten wir die letzten zwei Tage und Nächte um so zwischen -5 und -10 Grad.

Wir wollten langsam weiter in Richtung Trysil, unserem Ziel für die Weihnachtstage. Da unser Frischwasserstand inzwischen bei rund 40% angekommen war und jemand hier in unserem Auto schon immer bei 70% Füllstand Ängste hegt trocken zu laufen ;-), hielten wir einfach mal die Augen auf, wo sich eine Möglichkeit bietet. Da aktuell natürlich alle außenliegenden und frei zugänglichen Wasserstellen abgestellt waren, da sie nach wenigen Minuten zufrieren würden.

In Vikersund war ein Ver- und Entsorgungsplatz verzeichnet, mit frei zugänglichen Duschen, ich wollte also einen Schlauch von innen nach außen legen und so unser Wasserproblem lösen. Leider war alles verschlossen und die Außenstellen, wie zu erwarten abgestellt. Als wir gerade weiter wollten kam ein Mitarbeiter der Gemeinde, von der der Platz zur Verfügung gestellt wurde, mit seinem Service Auto vorgefahren. Ich fragte ihn ob es eine Möglichkeit für uns gibt an Wasser zu kommen. Der Kollege war genauso nett wie alle anderen Norweger, die wir bisher getroffen haben und sagte sofort, er könne uns die Leitung aufdrehen. Cool, Schläuche ausgeladen, die sind übrigens ganz schön störrisch bei inzwischen -12 Grad, und alle Verbindungen hergestellt. Wasser marsch – es marschierte aber nicht. Es erforderte doch noch einige Überredungskunst mit dem Heißluftfön bis ein plätschern im Tank zu hören war. Solange es fließt, friert es auch nicht ein, so hatten wir etwa 40 Minuten später wieder einen nahezu vollständig gefüllten Tank. Beim wieder einrollen sind die Schläuche übrigens bei der Temperatur noch ein bisschen störrischer als beim abrollen.

Noch ein paar Worte mit dem Gemeindemitarbeiter gewechselt, uns 100-mal bedankt, dann ging es weiter für uns. Wir fuhren durch den Ort und sahen einen hübschen Platz am Rand des Dorfes, direkt am Wasser. Bleiben wir doch einfach hier stehen, ist eh schon 14 Uhr und in rund einer Stunde wird es sowieso schon wieder dunkel.

Die dicken Klamotten angezogen und erst mal einen Rundgang gestartet. Wie schon in den letzten Tagen waren wir voll begeistert von dieser Winterkulisse.

In den Wochen vorher hatten wir immer wieder die Rede davon, direkt nach Weihnachten den Weg nach Süden anzutreten, da wir von dem nass- kalten Wetter und davon, dass es ewig dunkel ist, schon fast ein bisschen genug hatten. Aber jetzt hier so richtig Winter, mit Schnee und richtig kalt ist schon auch recht geil! Aktuell macht es echt richtig Spaß durch den Schnee zu laufen und die fantastische Kulisse tut ein Übriges dazu. Außerdem hat Norwegen um diese Jahreszeit so ein ganz besonderes Licht……. Und das begeistert mich wirklich sehr. Wir warten jetzt mal ab, wie sich unsere Motivation bis nach Weihnachten entwickelt, aber aktuell stehen die Chancen ganz gut, dass wir doch noch den Angriff auf das Nordkap starten….. mal sehen.

Da die Wetterapp, für die nächsten beiden Tage nochmal deutlich kältere Temperaturen vorhersagt, stellt sich für uns jetzt aber erst mal ein anderes Problemchen. Wir hatten unsere Tanks in Dänemark in weiser Voraussicht mit dem guten Winterdiesel aufgefüllt, da der Diesel in Dänemark doch noch mal einen Tacken billiger sein sollte als in Norwegen, allerdings waren sie noch rund halb voll mit Diesel aus Holland oder so.

Aber für die Norweger ist Winterdiesel etwas für Anfänger, hier fährt man Polardiesel! 😉

Wusste ich aber vorher nicht, da sind wir wieder bei dem Thema: wenn die Südländer in den Norden kommen 😉

Um das ganze mal aufzuklären, bei Dieselkraftstoff ergibt sich ab rund -5 Grad da Problem, dass das Paraffin ausflockt und die Filter und Leitungen verstopfen kann. Deshalb gibt es ab einem bestimmten Datum (um den 15 November) ein spezielles Winterdiesel, vorher gibt es für eine bestimmte Zeit noch ein Übergangsdiesel mit etwas geringerer Temperaturfestigkeit als das Winterdiesel – das war mir soweit noch klar – , das sich diese aber von Land zu Land unterscheidet, war mir nicht klar und die maximalen Temperaturbereiche auch nicht.

Die Niederlande zum Beispiel gibt an bis -15 Grad, Deutschland und Dänemark bis zu -20 Grad. Daraus ergibt sich nun in meiner groben Rechnung, dass der aus zig Ländern zusammengemischte Diesel, im besten Fall eine Temperaturbeständigkeit bis etwa -15 Grad aufweist. Etwas knapp, wenn man gerade aktuell aufs Thermometer schaut und dann noch die Aussichten auf die nächsten Tage dazu nimmt. Daher gibt es in Norwegen und wohl auch in Schweden ein spezielles Polardiesel, was dann bis rund -40 Grad klaglos seine Dienste tun soll. Ok, ich dachte Winterdiesel ist Winterdiesel und die Existenz von Polardiesel war mir bisher unbekannt. Egal wie, wir müssen zumindest einen unserer Beiden Tanks möglichst schnell leeren und mit vernünftigem Sprit füllen. Die viel beworbenen Additive fallen auch aus, der Werkstattmeister von MAN in Drammen hatte mir davon nachhaltig abgeraten. Ich glaube ihm das mal, er sagte das Problem gibt es öfter mit Ausländischen LKW Fahrern und die Additive machen immer mehr Probleme als sie nutzen…….. puh wir sind doch nicht die einzigen Deppen 😉

Der Plan lautet also, am nächsten Tag einfach möglichst viel fahren. Solange wir fahren, wird es vermutlich kein Problem geben, da das Auto einen beheizten Vorfilter hat. Wir werden die Pampe schon loswerden 😉

Das angepeilte Ziel war Gjøvik, etwa 120 Km entfernt. Viel weiter kommt man hier tatsächlich nicht, zumindest nicht wenn man im hellen ankommen will und morgens nicht direkt mit den ersten Lichtstrahlen losfährt, sondern erst um 12 ;-). Es gibt relativ wenige Autobahnen hier in Norwegen und auf den kleinen verschneiten Nebenstrecken und Landstraßen kommt man einfach nicht so wahnsinnig schnell vorwärts.

Das Thermometer sank immer weiter, als wir ankamen standen – 20 Grad auf dem Display, hmm könnte den Problempunkt unseres Diesels eventuell unterschreiten 😉

Lassen wir die Karre einfach über Nacht laufen, die Filter Vorwärmung wird es schon richten und morgen bekommen wir den einen Tank dann auch weitestgehend leer gefahren und Tanken endlich das gute Polardiesel.

An alle an die Straße-Festkleber und sonstige Umweltbeauftragten, weit im Norden ist das nicht ganz so unüblich. Wenn die Temperaturen noch weiter runter gehen springen die Fahrzeuge sowieso nicht mehr an und die Technik, wie in Sibirien, mit dem Feuer unter der Ölwanne ist auch nicht ganz Co2 konform. Das hat dann eventuell das ein oder andere zusätzliche Risiko inne 😉 Also lassen hier einige ihre Fahrzeuge einfach laufen……

Daumen gedrückt das er morgen früh noch brummt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert