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Auf der Küstenstraße FV17 Kystriksveien Richtung Norden

Um weiter in den Norden zu kommen stehen im Prinzip zwei Hauptrouten zur
Verfügung. Einmal die E6, die mit Sicherheit am besten ausgebaute Straße in den
Norden und die FV17 Küstenstraße, auch bekannt unter Kystriksveien, die von National
Geographic zu einer der 101 landschaftlich schönsten Straßen der Welt gezählt
wird.

Sie beginnt etwa 120 Kilometer hinter Trondheim in Steinkjer in Trøndelag
und endet in Bodø nördlich des Polarkreises. Die rund 650 Km lange, schmale und
kurvige Straßen wird unterbrochen von 6 Fährverbindungen. Sie führt vorbei an
kleinen Fischerdörfern, fantastischen Küstenabschnitten und mächtigen Gebirgen.
Die Frage, für welche der beiden Varianten wir uns entscheiden
würden, war schnell geklärt 😉

Zumal es immer wieder Möglichkeiten gibt, einen Shortcut zurück
auf die E6 zu wählen, sollten die Bedingungen zu schlecht werden.

Wir hatten überhaupt keine Ahnung was uns auf dieser Straße
erwarten wird. Ist die Straße geräumt oder erwartet uns hoher Schnee und Eis? Müssen
irgendwelche Pässe überwunden werden und ich muss die Schneeketten montieren
(das macht nämlich so gar keinen Spaß ;-)) ? Fahren die Fähren regelmäßig um
diese Jahreszeit? Na ja, das dümmste was passieren kann, ist dass wir zurückfahren
oder eine der Querverbindungen zurück auf die E6 wählen müssen.

Die ersten Kilometer der Strecke waren nichts besonderes.
Ganz gut ausgebaut und Schnee hatten wir eh gerade nicht so mega viel.
Irgendwann wurde die ganze Geschichte etwas schmaler und kurviger und auch
hübscher. Lediglich die dicke Eisschicht, die an vielen Stellen aufgebrochen
war und die Straße in eine Buckelpiste verwandelte, war etwas nervig auf Dauer. Den ersten Übernachtungsstopp
machten wir in einem kleinen Dorf und stockten dort im Supermarkt auch unsere
Vorräte etwas auf. Am nächsten Morgen war es sehr neblig, es hatte etwas
geschneit in der Nacht – wie schön – der Schnee stopft die Löcher in der
Eisschicht, dann rumpelt es nicht mehr so.

Nach etwa 20 Km hatte ich bei Google Maps einen Wasserfall
entdeckt, nicht zu weit von der Hauptroute entfernt. Ich habe gehofft, dass er
komplett gefroren ist und damit ein für mich seltenes Fotomotiv bietet.  Wir fuhren also von der Hauptstraße ab in eine
kleine, recht steil bergauf führende Straße Richtung Waldrand, wo sich ein
Parkplatz befinden sollte, von dem aus nur noch wenige Minuten zu Fuß bis zum
Wasserfall zurückzulegen sind.

Der Untergrund fühlte sich eigentlich ganz OK an, etwas weich in
der Lenkung, wie meistens im Winter in Norwegen ;-). Wir konnten ohne größere
Probleme einen großen Teil des Berges hochfahren, bis zu einer Abzweigung, an
der ich kurz bremste, da ich nicht sicher war in welche Richtung es weitergehen
sollte. Also stehenbleiben und kurz auf die Karte schauen. Kaum standen wir,
ging es auch schon wieder weiter – allerdings entgegen der ursprünglichen
Fahrtrichtung – nämlich Rückwärts wieder runter…… mit 6 stehenden Rädern! Hmmm,
doch etwas glatter als gedacht. Eine durchgehende Eisschicht mit einer
hauchdünnen Schicht Neuschnee obendrauf ist auch eine denkbar schlechte Mischung.
Wegen des Schnees konnten auch unsere Spikes nicht wirklich greifen, dafür sind
die legalen, im Verkehr zugelassenen, viel zu kurz. Naja, zum Glück endete die
Rutschpartie nach einem kurzen Stück wieder.

Ok, nun mussten wir aber irgendwie wieder hier runter. Erst mal
etwas Luft ablassen, da die Spikes nur auf den äußeren Stollen montiert sind,
greifen sie bei einem etwas reduzierten Luftdruck einfach besser (danke an die
Syegon Reifendruckregelanlage – da musste ich wenigstens nicht aussteigen).  Mit 4 von 5 möglichen Differentialsperren
konnten wir dann zumindest wieder anfahren und uns in eine bessere Position
bringen. Leider gab es nirgends eine Möglichkeit zu drehen und zu versuchen ganz
hoch zu fahren schien dann doch zu riskant, wir müssten ja auch irgendwie
wieder runter. Naja, dann eben gaaaaanz vorsichtig, die kurvige, steile und
vereiste Straße wieder rückwärts runter. Bis hierhin hat meine Beifahrerin die Geschichte
schon deutlich weniger genossen als ich, hat aber nach ein paar Minuten schon wieder
angefangen selbständig zu atmen 😉 Nach ein paar 100 Metern gab es die erste
potentielle Möglichkeit zu drehen. Also habe ich versucht rückwärts in die
kurze Einfahrt reinzufahren, als das Auto halb drin war gab es keinen Grip mehr
und das Heck ist das ganze Stück wieder seitlich hangabwärts gerutscht. Fühlt
sich zugegebener Maßen irgendwie Kacke an …..  Naja – dann eben weiter Rückwärts den Berg
runter. Irgendwann bot sich eine weitere Möglichkeit, bei der wir es dann auch
mit lang durchdrehenden 6 Rädern irgendwann geschafft haben die Karre zu
drehen, dann ging es Vorwärts in Schrittgeschwindigkeit wieder runter bis zur
Hauptstraße. Merke !! : – sehr kleine und zu steile Nebenstraßen sollte man
unter Umständen, vielleicht, möglicherweise bei dem Wetter besser meiden……….

Weiter ging es auf der Hauptroute, die immer spektakulärer wurde. Man findet hinter jeder der vielen Kurven ein neues Highlight, eine neue unfassbar schöne Aussicht, einen atemberaubenden Fjord oder eine ungewöhnliche Gebirgsformation. Es ist wirklich ein Genuss, wenn sich die Berge bei diesem sehr speziellen Licht in den Fjorden spiegeln.

Man ist fast alleine auf der Straße, wenn einem pro Stunde 2 weitere Fahrzeuge begegnen, kann man schon von erhöhtem Verkehrsaufkommen sprechen.

Unseren zweiten Abend auf der Strecke verbrachten wir auf einem fantastischen Platz, bei toller Aussicht auf den Fjord am Lagerfeuer vor unserem Auto. Nur Grillwürstchen hatten wir keine…….. schlechte Vorbereitung……. abgesehen davon, hat es sich aber schon recht perfekt angefühlt.

Am 3. Tag gab es nach wenigen Kilometern in Holm die erste von 6 Fährüberfahrten. Wir hatten uns am Abend vorher noch über Autopassferje.no für ein Online Zahlungssystem angemeldet, über das man auch irgendwie noch einen zusätzlichen Rabatt für die Überfahrten bekommen soll. Generell wird bei der Einfahrt auf die Fähre nur ein Foto vom Fahrzeug gemacht, die Rechnung wird dann irgendwann zugestellt. An der Fähre trafen wir ein Pärchen aus Deutschland die mit einem Puch Geländewagen unterwegs waren und auch Richtung Nordkapp wollten. Sie waren vorher schon mal in Norwegen unterwegs und hatten bis heute, von der über ein Jahr zurückliegenden Tour, keine Maut und auch keine Fährabrechnung bekommen……. Warten wir es mal ab.

Ich wiederhole jetzt nicht nochmal wie geil die Landschaft ist 😉 Man darf aber einfach pauschal sagen, sie wurde bisher jeden Tag ein bisschen spektakulärer……..

Für den Abend hatten wir uns überlegt mal wieder in die Zivilisation zurückzukehren, die einzige größere Ortschaft in der Gegend, Brønnøysund lag eh fast auf unserem Weg. Wir stellten uns einfach auf einen Parkplatz am Hafen und erkundeten das Örtchen bei einem Rundgang. Aus der Entfernung hörte ich ein Schiffshorn, genau das gleiche das ich ein paar Tage vorher in einer Doku über die Hurtigruten gehört hatte. Und tatsächlich, kurz danach lief die „Nordkapp“ in den kleinen Hafen ein. Cool, vielleicht machen wir das auch noch irgendwann. Um dieses tolle Land mal aus der Wasserperspektive zu sehen. Wen es interessiert, hier gibt es Infos dazu: https://www.hurtigruten.de/

Am nächsten Tag sind wir bei den ersten Lichtstrahlen direkt aufgebrochen, aktuell haben wir nur noch 4 Stunden Tageslicht. Da kommt man dann nicht so wirklich weit. Und wir versuchen immer, soweit es geht, bei Tageslicht irgendwo anzukommen. Gerade bei dieser Witterung hat es sonst immer ein extra Risiko wenn man irgendwo versucht einen Stellplatz anzufahren.

In unseren 4 Stunden haben wir es gerade mal auf rund 60 Km gebracht. Es gab 2 Fährüberfahrten auf dem kurzen Stück, die erste nur rund 15 Minuten, die zweite jedoch fast eine Stunde + warten auf die Abfahrt – da ist es schon fast wieder dunkel 😉 Die Fähren hier fahren übrigens voll elektrisch – hier macht Elektro Mobilität ja auch tatsächlich Sinn. Die fahren einfach immer zwischen den Ladesäulen hin und her.

Die restliche Zeit ist bei dem ständigen fotografieren draufgegangen – furchtbar hier in Norwegen 😉 Wir beendeten unseren Fahrtag auf einem kleinen Platz direkt neben der Straße an einem Fjord. Hier ist auch meine Drohne endlich mal wieder zum Einsatz gekommen:

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Am nächsten Morgen hatten wir nur rund 50 Km bis Levang, von wo aus wir die nächste Fähre nach Nesna nehmen wollten. Es hatte in der Nacht etwas geschneit und danach angefangen zu regnen. Was das Ganze natürlich in eine noch tollere Eisbahn verwandelt hat, als es sowieso schon war 😉 Ach ja, einen Frühstücksstopp haben wir auch noch eingelegt. Daher waren wir doch langsamer als geplant, obwohl warte mal, wir haben gar nix geplant. Da wir gar keine Ahnung hatten wann die Fähren überhaupt fahren 😉 Normalerweise kommt auf solchen Strecken immer alle ein bis eineinhalb Stunden eine….. wie auch immer: Wir haben wir die Fähre ganz knapp verpasst. Kein Problem, dummerweise sagte mir ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft, dass die nächste Fähre ausfallen würde. Hmm, etwas mehr als 3 Stunden warten, dann ist der Tag wieder zu Ende – bzw es wird schon wieder dunkel. Leider hatten wir kein Internet an dem Ort, also musste der gute alte Straßenatlas her um eine eventuelle Alternative zu finden, anstatt den ganzen Tag am Fährhafen zu verbringen. Tatsächlich sollte es rund 20 km weiter einen anderen Fährhafen geben, von dem aus eine Verbindung über ein paar andere Inseln irgendwann wieder zurück auf die FV 17 gehen sollte. So würden wir zwar rund 70 km der geplanten Küstenroute verpassen, aber dafür vielleicht etwas anderes Tolles entdecken. Also los….. die Straße war natürlich noch viel weniger befahren als die Straßen die wir bisher gefahren waren, wenn sie überhaupt befahren wurde in letzter Zeit ;-). Dementsprechend schlecht geräumt war sie auch, eigentlich war es eine blank polierte, komplett vereiste, sehr schmale Piste. Sie war einfach so glatt, dass man sogar den Bremsweg nur durch heraus halten der Hand und durch die damit einhergehende Vergrößerung des Luftwiederstands merklich verkürzen konnte 😉 Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke gab es auch mal wieder eine Internetverbindung. Wir wollten dann mal eben auf Google Maps prüfen, ob es irgendwelche nennenswerten Steigungen oder Gefälle auf dem Rest der Strecke geben sollte. Das hätte nämlich definitiv nicht geklappt, trotz Spikes. Dabei fiel Judith dann der Begriff historischer Fährhafen am Ende der Route auf. Ok, davon war in dem Straßenatlas keine Rede 😉 Naja, unsere Recherche ergab, dass sich am Ende der Straße der alte Fährhafen befand, der aber seit Ewigkeiten nicht mehr in Betrieb ist ….. und ein Friedhof. Das war dann auch eine plausible Erklärung für das Verkehrsaufkommen auf dieser Straße ;-). Also umdrehen (übrigens leichter gesagt als getan) und zurück zu unserem nicht historischen Fährhafen.

Hier hatten wir dann nur noch 1 Stunde zu warten. Unser kleiner Ausflug war also doch für etwas gut! Die Überfahrt dauerte dann nur etwa 20 Minuten. Langsam begann es auch zu dämmern, also höchste Zeit einen Platz für die Nacht zu finden. Etwa 15 km entfernt sollte ein Parkplatz mit einer tollen Aussicht zu finden sein, das schaffen wir noch im Dämmerlicht. Der Platz war der Hammer, fast am oberen Ende eines kleinen Passes mit einer gigantischen Aussicht über den Fjord und die vorgelagerten kleinen Inseln. Einen lila-rosa Sonnenuntergang gab es inklusive. Der einzige, aber nicht unerhebliche Nachteil, war der Wind. Es gab solche Böen, dass ich beim Versuch ein paar Fotos außerhalb des LKW´s zu schießen, stehend, ohne mich zu bewegen, mit beiden Füßen über den spiegelglatten Parkplatz geschoben wurde. Hat von außen bestimmt cool ausgesehen, man muss nur das Gleichgewicht halten…… LKW hat also gewackelt wie verrückt, keine guten Voraussetzungen für eine ruhige Nacht. Also weiter, das macht so keinen Sinn! Die Passstraße auf der anderen Seite wieder runter. Park4Night hatte ein paar weitere Parkplätze an der Straße eingezeichnet, leider waren die alle von den Schneepflügen als Schneedepot missbraucht worden, somit war noch nicht mal mit 6 Radantrieb daran zu denken irgendwie reinzukommen. Wir sind also an 3 weiteren Plätzen vorbeigefahren. Um die Jahreszeit ist es generell nicht so einfach einen Platz zu finden. Grundsätzlich kann man in Norwegen fast überall rumstehen – im Sommer- im Winter findet sich meist links und rechts der Straße ein großer Schneewall und man hat keine Ahnung ob sich darunter eine befahrbare Strecke oder einfach ein tiefer Straßengraben befindet. Inzwischen war es stockdunkel. Zum Glück fanden wir nach einigen weiteren Kilometern eine kleine Einfahrt vor einem Tunnel. Relativ windgeschützt, leider direkt an der Straße, aber was soll´s. Im Dunkeln fährt sowieso keiner auf der Straße vorbei.

Am nächsten Tag stand die Überquerung des Polarkreises an. Der Weg bis zur Fähre war gespickt mit einigen weiteren landschaftlichen Highlights, ganz gut ausgebaut und einigermaßen präpariert, also die Eisschicht war aufgeraut oder an den wichtigen Stellen mit Split ab gestreut – gut!

Den Polarkreis überquert man bei der von uns gewählten Route auf dem Wasser mit der Fähre auf der Strecke  Kilborghavn – Jektvik. Keine große Sache, am Ufer kann man den Arctic Circle Globus sehen, sofern es das Wetter zulässt. Für uns war es trotzdem irgendwie spannend und auch so ein bisschen ein Meilenstein auf unserer Tour vom südlichsten Punkt Europas zum nördlichsten. Irgendwie läutet der Polarkreis den Endspurt ein, auch wenn wir nicht anfangen zu spurten.

Der Polarkreis ist ein geographischer Begriff und bezieht sich auf den Kreis auf der Erde, der 66,5 Grad nördlicher Breite liegt. In diesem Bereich ist die Sonne mindestens einmal im Jahr im Zenit und es gibt mindestens einen Tag im Jahr ohne Sonnenauf- oder Untergang. Der Polarkreis markiert die Grenze zwischen der Zone mit Polarnacht und Polartag und dem Bereich mit normaler Tag- und Nacht-Rotation. Den Zeitpunkt der vollständigen 24 Stunden Dunkelheit hatten wir zwar verpasst, aber so richtig hoch kommt auch jetzt die Sonne noch nicht.

Irgendwie cool fand ich, dass die Kinder in der Gegend für ihren Schulweg oftmals kleine Boote für den Weg von ihren Heimatinseln zu den Fährhäfen nutzen und von dort aus dann mit der Fähre zur Schule und wieder zurückfahren. Entlang der Helgeland Küste gibt es mehr als 14.000 Inseln und Inselchen (natürlich nicht alle Bewohnt). Einige der Kinder müssen also täglich den Polarkreis überqueren um in die Schule zu kommen – ob die auch jedes Mal so einen Spaß haben, wie ich ihn hatte?

Die Nacht haben wir dann in dem kleinen Ort Jektvik verbracht. Es gibt einen Supermarkt, eine Tankstelle mit einer Zapfsäule, eine Schule und vielleicht 10 Häuser –  der Orts an sich ist also eher als beschaulich zu bezeichnen…..s

Am nächsten Morgen hatten wir die bisher anspruchsvollsten Kilometer auf der FV 17 zu bewältigen. Die 28 Km von Jektvic nach Ågskardet zu unserer nächsten Fährstation scheinen die am wenigsten befahrenen Kilometer der gesamten FV 17 zu sein, dementsprechend wenig präpariert war die Straße. Generell sehr schmal, der kleine geräumte Streifen in der mitte der Straße machte sie noch ein bisschen schmaler und einfach super glatt! Auf anderen Abschnitten war zumindest an kritischen stellen immer wieder mal ein wenig Splitt gestreut, darauf wurde hier aber auch verzichtet auch an den nicht unerheblichen Steigungen und Gefällstrecken. Wir konnten also nur sehr langsam fahren, aber irgendwann sind wir dann doch angekommen.

Am Hafen hatten wir dann etwa eine Stunde Wartezeit bis zu unserer letzten Fährüberfahrt auf der FV 17. Die Zeit vertrieb ich mir bei einem Schwätzchen mit einem norwegischen LKW Fahrer, der uns angesprochen hatte. Er sagte im Sommer wäre hier ja recht viel los mit Touristen, da würden die Wohnmobile immer die Straßen verstopfen und ihm mitten auf der Straße entgegenkommen, da sie die schmalen bergigen Straßen nicht gewohnt sind. Um diese Jahreszeit hätte er allerdings nur recht selten Reisende hier gesehen. Er gab mir einige gute Tipps für den weiteren Reiseverlauf und klärte mich über ein paar witzige norwegische Gegebenheiten und Eigenheiten auf. Er schaute auf meine Reifen und sagte, die Dinger mussten sie in der Armee auch fahren, die wären voll scheiße auf glatter Straße. Ich sagte ihm, dass ich das schon festgestellt hatte. Aufgrund der fehlenden Lamellen ist er auf glatter vereister Straße wirklich nicht besonders gut. In festem Schnee kein Problem, aber Eis und so mag er gar nicht so gerne. Die Spikes können das zwar mildern, aber wirklich gut sind sie nicht. Jedenfalls bei weitem nicht so gut, wie ein vernünftiger norwegischer Winterreifen 😉 Bleibt nur vorsichtig und langsam fahren, da waren wir beide uns einig.

Die Überfahrt nach Halsa war nur etwa 15 Minuten lang. Auf unserer weiteren Strecke Richtung Norden stoppten wir für unsere Mittagspause auf dem Aussichtspunkt des Svartisen Gletschers – Mittagessen mit Gletscher Blick 😉 Von unten kann man natürlich nur ein paar Gletscherzungen sehen und die gesamte Größe nur schwach erahnen. Aber das was wir sahen war schon sehr beeindrucken – diese blaue Farbe, irre!

Unser Weg führte uns weiter bis zu dem kleinen Ort Ørnes, wo wir einen schönen großen Parkplatz am Wasser fanden. Auf unsere Erkundungsrunde durch den Ort entdeckten wir ein Fitness Studio und ein Solarium. Beides könnte ich mal wieder brauchen 😉 Telefonnummer abfotografiert und später im Auto Kontakt aufgenommen. So hatte ich um 18 Uhr ein Date mit Marita, die mir den Zugangscode für das Fitnessstudio gab und mir mit ihrer ID später noch den Zugang zum Solarium ermöglichte. Auch wenn ich normalerweise nie auf die Idee kommen würde ein Solarium zu benutzen, muss ich sagen hier fehlt mir schon ein wenig Sonnenlicht und tatsächlich hilft da so ein Solarium-Gang weiter. Vielleicht hab ich doch irgendwie so ein paar Gekko Gene, und wenn ich nicht regelmäßig von der Sonne beschienen werde funktioniere ich nicht so richtig 😉

Müde trainiert und frisch gesonnt, hatten wir eine ruhige Nacht bis wir am nächsten Morgen erneut von einem Schiffshorn geweckt wurden, ok es war schon wieder fast 10 also alles OK. Erneut das Hurtigruten Postschiff, wir fahren irgendwie gemeinsam, alle paar Tage treffen wir uns mal wieder 😉

Leider hatte es die ganze Nacht geregnet, es war knapp über 0 Grad und der Regen hatte den Schnee in eine einzige Matsche verwandelt. Der Himmel war grau, es war windig und feucht-Kalt. Also genau so, wie es kein Mensch braucht 😉 So nahmen wir dann den letzten Abschnitt der FV 17 bis nach Bodø unter die Räder. Wir suchten uns einen Stellplatz im Hafen, nicht besonders hübsch, es roch übel nach Fisch und geregnet hat es auch immer noch. Aber das Hutigruten Schiff war auch schon da 😉 So dauerte unserer täglicher Spaziergang heute nicht ganz so lange und wir zogen es vor, uns im schönen warmen Auto einen gemütlichen Abend mit einem guten Essen zu verbringen………

Fazit:

Die FV 17 ist im Winter recht problemlos machbar. Die Straßen sind in einem Zustand, dass man es mit etwas Vorsicht schon machen kann. Die Fährverbindungen sind zuverlässig, nicht immer 100% nach Fahrplan, aber sie fahren regelmäßig. Was man meiner Meinung nach nicht versuchen sollte, ist die Strecke mit irgendeiner Art von Zeitdruck oder einem eng gesteckten Plan zu bewältigen. Teilweise kommt man viel langsamer Vorwärts, als man denkt.

Auf was man sich einstellen sollte: Viele der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke sind im Winter nicht zu erreichen, zumindest nicht mit einem Fahrzeug auf der Straße. Die Hauptstrecken zu verlassen kann in einem Abenteuer enden!

Die Auswahl an möglichen Stellplätzen ist begrenzter als im Sommer, da viele Parkplätze und Feldwege so zugeschneit oder gar von den Räumgeräten zusätzlich zugeschaufelt sind, dass sie als solche nicht mehr zu erkennen sind. Irgendwelche Feldwege zu befahren hat auch ein extra Risiko inne, da man Löcher, Gräben oder ähnliches nicht erkennen kann.

Das Wetter kann sich recht schnell, mitunter dramatisch, verändern. Wir hatten keine extremen Schneefälle die, laut den lokalen Bewohnern, recht selten sind in Küstennähe. Wobei eine dicke Schneeschicht definitiv besser zu fahren ist und weniger Probleme macht als die extrem eisigen Verhältnisse, die wir die meiste Zeit hatten.   

Die Tage sind recht kurz, man muss sich darauf einstellen relativ viel Zeit im Fahrzeug zu verbringen. Da es im dunkeln, außerhalb von Ortschaften, nur selten Sinn macht auf Entdeckungstour zu gehen. Man kann sich auf der Strecke problemlos mit allem versorgen, was man so benötigt. Auch Wasser auffüllen ist immer irgendwo möglich, einfach freundlich Fragen (Tankstellen/Supermärkte/Shops). Die offiziellen Plätze sind fast alle geschlossen. Wer also auf Strom angewiesen ist muss etwas mehr Phantasie an den Tag legen, allerdings haben wir auch einige Male Steckdosen vor Supermärkten oder auf Parkplätzen gesehen.

Ich bin sehr froh, dass wir die Reifen unseres Trucks mit Spikes ausgerüstet haben, ohne wäre es sicher an der ein oder anderen Stelle noch etwas aufregender geworden. Wobei wintertauglichere Reifen als unsere sicher auch eine große Verbesserung bringen.

Noch viel wichtiger sind aber Spikes für die Schuhe, ansonsten bewegt man sich an vielen Stellen definitiv auf allen vieren 😉

Die Eindrücke um diese Jahreszeit sind fantastisch, es ist super wenig los, das Licht ist (wenn es mal da ist) sehr besonders. Alles in allem war es einfach nur sehr geil und bleibt sicher in Erinnerung!

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