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„Terminal-feeling“ in Olso und der erneute Weg nach Trondheim

Während Judith für ein paar Tage nach London musste um Lotti in die Schule zu bringen und ein paar Dinge zu erledigen „bewachte“ ich tapfer das Auto auf einem Campingplatz am Stadtrand von Oslo. Außer meinem direkten Nachbarn, einem jungen netten Typen, waren alle Gäste maximal für eine Nacht auf diesem Platz. Ich denke um die Jahreszeit wird er wirklich nur von Durchreisenden genutzt, die einen Tag Sightseeing in Oslo machen möchten. Es ist auch der einzige offizielle Platz, der über Winter offen hat, soweit ich weiß.

Mein Nachbar wohnte offensichtlich die meiste Zeit des Jahres hier auf dem Platz, da er irgendwo rund um Oslo arbeitet.

Die ersten beiden Tage habe ich bei blauem Himmel recht fleißig die Gegend erkundet, hab mir unter anderem die Skischanze angeschaut und das Ski Leistungszentrum. Beides ziemlich spektakulär oberhalb von Oslo auf einem Hügel gelegen. Am ersten Tag habe ich den Weg nach oben, obwohl es sich um einen normalen Fußweg handelte, gar nicht geschafft. Da in Norwegen die Fußgängerwege noch weniger von Schnee und Eis befreit werden als die Straßen, war es mir nicht möglich die steilen Wege nach oben zu kommen, geschweige denn die ganzen Treppen. Sowohl die Wege als auch die Treppe waren verziert mit einer fetten spiegelglatten Eisschicht. Das machte jeweils den Weg nach unten deutlich einfacher, man musste gar nichts machen – nur irgendwie die Balance halten und schon fand man sich an derselben Stelle wieder wo man 5 Minuten zuvor losgelaufen war 😉

Aber was bei unserem Truck auf Eis hilft, muss ja auch bei mir helfen. Also bei Mister Minit einen Satz Spikes für die Wanderschuhe besorgt.  Seit dem gehen Knubbelchen und ich im Partnerlook (siehe Beitrag Spikes im Expeditionsmobil), zumindest was die Besohlung angeht. So ausgestattet habe ich es dann am nächsten Tag auch unfallfrei und ohne unfreiwillige Bergab-Eskapaden bis ganz nach oben geschafft.

Ach ja, ich wollte mich mal wieder etwas mehr dem Sport widmen, der Aufgrund der Wetterlage in den letzten Wochen, abgesehen von ein paar Liegestützen und ein bisschen Joggen, ziemlich kurz gekommen ist. Und um die Hanteln Indoor zu benutzen ist das große Auto doch ein bisschen zu klein. Also die Fitnesscenter in der unmittelbaren Umgebung angeschaut. Aber in keinem konnte ich Tage oder Wochenweise bezahlen, überall musste ich einen Vertrag abschließen und auch noch eine Einschreibegebühr bezahlen. Das ging an anderen Orten schon besser.

In einem Studio konnte ich dann ein 14 Tage Neujahrsspecial Online-Test-Abo abschließen und dass auch noch kostenfrei 😉 Habe ich auch wahrgenommen und nach 10 Tagen wieder gekündigt – ging ohne Probleme. Ich war Zahlungswillig – aber die wollten ja nicht……….. 😉

Von wegen Zahlungswillig, die öffentlichen Verkehrsmittel werden in Oslo über eine App bezahlt. Bei der konnte ich mich allerdings nicht registrieren, da sie eine Verifikation mittels einer Bank ID einer norwegischen Bank erfordert, die ich natürlich nicht habe. Auf kleinen Schildern in den Haltestellen stand, dass man auch direkt im Bus bezahlen kann. Ok, ich habe also auf meinen 17 Busfahrten in den 10 Tagen jedes Mal dem Fahrer gesagt ich möchte gerne ein Ticket kaufen, 17-mal hat er mir dann gesagt – setz dich, it´s alright. Außer am letzten Tag, da wollte ich nochmal in die Innenstadt um Judith vom Bahnhof abzuholen, da sagte mir der Fahrer ich müsse mir ein Ticket in einer Tankstelle holen, da ein Kontrolleur an Board sei 😉 Und er könne mir kein Ticket ausstellen…… also musste ich wieder aussteigen – obwohl es das einzige mal in der ganzen Zeit war, wo ich wirklich zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein wollte. Ich habe dann 10 Minuten auf den nächsten Bus gewartet, da war es dann wieder „alright“ und ich sollte mich setzen……

Wie auch immer, nach den ersten beiden Tagen wurde das Wetter echt mies und ungemütlich, anfangs hat es über Tage mega geschneit, dann hat es angefangen zu regnen und es war eine einzige Matsche überall. Kein Wetter also um weitere Erkundungen anzustellen.

Gefangen auf dem Campingplatz, ich kam mir irgendwie ein bisschen vor wie Tom Hanks als Viktor in dem Film Terminal. Täglich wechselnde Gäste nur ich war jeden Tag da und musste einen Alltag hier aufbauen 😉

Der sah wie folgt aus:

9 Uhr duschen in einem der schönen großen Badezimmer des Campingplatzes.

9:30 Uhr Schwätzchen halten mit der Reinigungsdame

10 Uhr Campingplatzrundgang und Nummernschilder der anderen Autos checken, es gab immer mal ein paar Norweger, Schweden und Franzosen – die meisten stammten jedoch aus Deutschland. Manchmal gab es sogar ein kurzes Schwätzchen.

10:30 Uhr Frühstück

11:00 Uhr dem netten Rezeptionsmitarbeiter sagen, dass ich noch einen Tag bleibe

11:30 Uhr der Versuch ein Busticket im Bus zu erwerben um zum Gym zu kommen

11:30. und 7 Sekunden – setz dich! It`s alright.

11:40 Uhr Gym

12:45 2.ter Versuch des Tages ein Busticket im Bus zu erwerben, diesmal für den Rückweg

12:45 und 9 Sekunden  – Ich setze mich! Because It`s alright.

13:30 Uhr Mittagessen

14:00 Uhr Spülen und Aufräumen

14:30 Uhr kleinere Umräum- oder Wartungsarbeiten am Auto

15:00 Uhr ……kacke es wird schon wieder Dunkel

15:30 Uhr etwa Recherche für die weitere Reise betreiben und sinnlose Facebook und Instagram Beiträge lesen

17:00 Uhr wusstet ihr das es eine App Namens Animated Knots by Grog gibt mit der man rund 190 Knoten lernen kann 😉

Beim Knoten lernen kann man auch ganz wunderbar seine ganzen alten Playlists nochmal durchhören und dank mehr oder minder schlauer Algorithmen auch einige neue Titel kennenlernen die vermeintlich den eigenen Geschmack treffen. Da waren ein paar coole Sachen dabei……. Ach ja, irgendwann bin ich dann auch ins Bett gegangen damit ich pünktlich morgens um 9 wieder von vorne Anfangen konnte.

Ok Ok, ganz so schlimm war es nicht……….. richtig aufregend war es aber auch nicht, aber ich kann jetzt ganz schön viele Knoten – ich weiß noch nicht genau für was, aber ich kann sie schon mal.

Irgendwann ist dann ja aber auch Judith zurückgekommen und ich durfte endlich auschecken, ich glaube die vermissen mich jetzt da auf dem Platz….. Ich komme aber nicht wieder, außer die Knoten-App wird erweitert, dann vielleicht………

Für uns ging es dann wieder zurück Richtung Trysil, wir hatten noch einen Gutschein für ein Wellness Programm im Radisson Blu zu Weihnachten bekommen. Den haben wir dann gegen eine nette Massage, ein paar Saunagänge und ein gutes spanisches Abendessen eingetauscht.

Ich glaube es sah ein bisschen lustig aus, als wir die Nacht im LKW auf dem Parkplatz vor dem Hotel verbracht haben.

In der Nacht hat es dann wieder ziemlich geschneit, so dass der Weg Richtung Trondheim zumindest auf den ersten 150 Km doch schon eine gewisse Herausforderung war. Wir machten einen Zwischenstopp in Tynset für die Nacht bevor wir dann am nächsten Tag die restliche Strecke bis Trondheim zurücklegten.

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