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Ein neuer Reisebegleiter

Unser Stadtabenteuer in Athen war beendet und uns zog es wieder ein bisschen mehr in die Natur. Mit dem Taxi ließen wir uns zurück zu unserem Auto nach Koroni bringen. Tasso der Besitzer von Greece Camper Stopp erwartete uns schon. Wir füllten bei ihm noch unseren Wassertank auf, quatschten noch ein bisschen und reservierten schon mal einen Platz für unsere Weihnachts-Reise-Pause im Dezember.

Wir wollten möglichst schnell aus dem Großraum Athen raus und zurück auf die Peloponnes. Den „Daumen“ der Peloponnes hatte ich ja schon ein bisschen abgearbeitet. So entschieden wir zum östlichen Beginn des „Zeigefingers“ zu fahren und unsere Rundfahrt von dort aus fortzusetzen. Wir fuhren zum Anavalos Beach, nicht weit entfernt von Nafplio. Ein wunderschöner kleiner ruhiger Strand. Wir hatten gerade erst einen Platz gefunden, der einigermaßen gerade war und das Auto ausgemacht, als es vor unserer Tür ganz kläglich jammerte. Judith schaute aus dem Fenster und entdeckte eine klitzekleine und recht dürre Katze. Wo kommt die denn her? Ich meine, hier sind an vielen Stränden Hunde und Katzen, die da leben. Aber keine so kleinen ohne Spielkameraden oder ohne andere Katzen. Naja, Hunde und Katzenfutter haben wir eh immer dabei, also gab es für die Kleine ein gutes Abendessen. Danach verschwand sie auch erst mal wieder……… dachten wir, denn eigentlich hatte sie die ganze Nacht in unserem Zwischenrahmen unter der Kabine verbracht. Da war es wohl schön warm. Wie auch immer, die Geschichte nahm ihren Lauf, die kleine wollte nicht mehr weg, krabbelte munter in die Kabine und wieder raus. Und hat sich echt ziemlich viel Mühe gegeben, dass man sie unfassbar süß findet. Judith hat innerhalb kürzester Zeit den gleichen Gesichtsausdruck wie die Katze an den Tag gelegt und gesagt: „ Wir können die doch nicht hier lassen……..“.

Wir blieben sowieso noch einige Tage an dem Strand und probierten aus, ob es mit der Katze so funktioniert im Auto. Etwas Katzenstreu besorgt und ein improvisiertes Katzenklo in einer Tupperdose errichtet, hat sie auch gleich kapiert. In einer Nacht war irgendwie der Zugang zum Katzenklo versperrt, da hat sie sich brav ein Loch im Boden des Autos gesucht um ihr Geschäft zu verrichten. Leider war es das Loch in dem die Eingangstreppe sich zum Teil versenkt, wenn man sie einklappt. Also suboptimal zugänglich zum reinigen. Aber wir unterstellen ihr eine gute Absicht, sie wollte es halt nicht mitten in den Raum machen 😉

Judith sagte mir ich solle die Treppe ausbauen um es besser reinigen zu können, ich sagte ihr dass es bestimmt ein Sch..ß ist die wieder einzubauen. Aber wenn ich sie nicht ausgebaut hätte und in den nächsten Tage noch etwas Geruch übriggeblieben wäre, hätte es sicher gehießen „nur weil du die Treppe nicht ausbauen wolltest!“. Zwickmühle und Problem, also dem kleineren Übel beugen….. Treppe raus. Kaum war die letzte Schraube raus……. Schwupps, drehte sich die Welle der Halterung um 180 Grad, na so eine Überraschung 😉 Und eine hydraulische, federvorgespannte Dämpfungseinrichtung (die dafür sorgt dass die Treppe schön soft hoch und runter geklappt werden kann), tat ihr bestes zu verhindern die Welle wieder in die Position zu drehen in der die Schrauben wieder rein gehen. Erst mal den Dämpfer freigelegt, irgendwo muss man den ja blockieren können. Konnte man aber nicht und komplett ausbauen war auch keine Option die mal eben so erledigt werden konnte. Im Internet die Bedienungsanleitung für den Dämpfer gesucht, da waren aber keine Infos zu finden, dass man ihn blockieren könnte. Kurze Email an Bliss mit der Frage ob sie einen Tipp haben. Als Profi MacGyver (die älteren kennen den noch) machte ich mich aber während der Wartezeit natürlich daran eine Lösung zu finden. Und mit dem ganz großen Werkzeug und einer langen Eisenstange, die ich eigentlich zum Reifenwechsel benutze gelang es tatsächlich die Geschichte wieder in Position zu bringen und auch dort zu halten. Der Dämpfer ist eigentlich für große Türen bis 300Kg gedacht, also er hat sich schon gewehrt 😉 Nachdem wir die Treppe erfolgreich wieder montiert hatten, kam die Nachricht von Bliss. Sie sagten mir, dass sie die Einheit komplett mit der Treppe an einem Stück einbauen , da man den Dämpfer nicht blocken kann – es also ein zu großer Aufwand wäre…… Aber wir hatten sie ja drin, improvisieren kann ich 😉 Und was macht man nicht alles für die süße Katze 😉

Wie auch immer, es waren inzwischen noch 2 weitere LKW an dem Strand angekommen mit einer sehr netten Besatzung. So hatten wir dann am Abend bei einem Lagerfeuer am Strand eine nette Runde beisammen.

Dabei zeigte Bodo, der Steyer Fahrer, mir noch den Waypoint von einem coolen Lost Place, einem alten verlassenen Bahnhof nur 5 Km von unserem Strand entfernt. Den mussten wir natürlich sehen.

Der Bahnhof war direkt an einer Ortschaft angrenzend und sah aus, als wäre einfach an einem Tag der Betrieb überraschend eingestellt worden. Es war mich durchaus aufgefallen, dass es unheimlich viele stillgelegte Bahnstrecken im ganzen Land gibt. Leicht daran zu erkennen, dass die Schienen komplett zugewachsen sind. Das Ausmaß war mir jedoch nicht klar, erst ein Bekannter, der meine Bilder bei Facebook gesehen hatte, schrieb mir eine Nachricht und hatte eine Erklärung. Das gesamte Meterspurnetz der Peloponnes wurde nach der Insolvenz der griechischen Staatbahn OSM vor rund 20 Jahren stillgelegt. Es gab einen kurzen Zeitraum in dem gar keine Züge mehr in Griechenland fuhren. Inzwischen wurden Teile wieder in Betrieb genommen……. Unser Bahnhof jedoch nicht!

Ich bin ja großer Lost Place Fan und hab mir auch schon ein paar angeschaut, aber der hier ist schon wirklich cool. Leider habe ich es nicht so ewig ausgehalten, da die Moskitos echt die Hölle waren. Aber ein paar Bilder sind schon entstanden, es war allerdings strahlender Sonnenschein und unglaublich hell, also kein perfektes Wetter um so etwas zu fotografieren. Ich wollte am nächsten Morgen eigentlich nochmal wiederkommen, mit langen Klamotten und Autan ausgestattet, hat sich aber nicht ergeben.

Insgesamt blieben wir 4 Nächte an unserem Strand. Die Katze entfernte sich einfach gar nicht mehr vom LKW, entweder sprang sie in der Kabine rum, krabbelte ins Fahrerhaus und wenn sie rauskam, benutze sie das Fahrgestellt, den Zwischenrahmen und den Motorraum als den besten Katzenspielplatz der Welt. Offensichtlich hatte sie unseren Truck längst zu ihrem Revier erklärt.

Also gut, sie kommt erst mal mit. Kurz mal gecheckt ob wir in die Länder, in die wir noch wollen, überhaupt mit Katze einreisen dürfen (falls sie solange bei uns bleibt). Scheint aber kein unlösbares Problem zu sein.

Das Wetter hatte inzwischen ein wenig nachgelassen, Badewetter war vorrübergehend erledigt. Es war Regen und Sturm angesagt. Also machte es wenig Sinn am Strand zu bleiben…

Am ersten Reisetag der Katze entschieden wir uns für eine kleine Runde nach Nafplio, das hübsche Städtchen, welches ich schon alleine mit dem Motorrad angeschaut hatte, Judith aber nicht vorenthalten wollte.  Hier wollten wir das schlechte Wetter aussitzen. Die ersten Meter fand die Katze irgendwie blöd, das Geräusch des LKW und vor allem das Geschaukel als wir vom Strand runter gefahren sind haben ihr nicht auf Anhieb gefallen. Sie versteckte sich hinter den Sitzen, beruhigte sich aber recht zügig.

In Nafplio schlenderten wir durch die kleinen Gassen und über den Wochenmarkt. Eine tolle Stadt, die auf jeden Fall einen Besuch lohnt, während der Saison sicher sehr überlaufen, aber wir genossen es sehr. Das Wetter spielte über Tag auch einigermaßen mit und im Notfall fanden wir ja immer Unterschlupf in einem der netten Restaurants 😉 Nachts wurde es schon recht windig und der ein oder andere Regenguss brach über uns herein. Aber wir standen ganz gut auf dem großen Parkplatz am Hafen, halbwegs windgeschützt hinter einem großen Hafenkran.

Am nächsten Morgen war es etwas aufgeklart, es gab immer noch hin und wieder ein paar Windböen aber eigentlich ganz okay.

Wir wollten die Strecke von Nafplio nach Tripoli fahren, eine Route die als tolle Panoramastrecke bekannt ist. In Tripoli sollte es auch eine Waschanlage für LKW geben, unser Auto brauchte nach ein paar Monaten Reisezeit endlich mal eine Außenreinigung. Das könnten wir dann auch gleich noch mit einem Tierarzt Besuch verknüpfen, da unser neuer Mitfahrer ja einen Pass und die entsprechenden Impfungen brauchte, damit wir ihn auch über Landesgrenzen mitnehmen können.

Wir machten auf halber Strecke, oben in den Bergen oberhalb von Nafplio noch einen Stopp und fanden nach etwa 5 Km Erdpisste einen Platz mit einer fantastischen Aussicht auf die Bucht von Nafplio. Hier würden wir noch eine Nacht verbringen. Hier konnte die Katze auch wieder mal aus dem Auto raus, was wir in der Stadt nicht machen wollten.