Nach einer beeindruckten Polarlicht Nacht ging es für uns weiter Richtung Finnland. Irgendwie hatten wir beide das Gefühl jetzt „fertig zu sein“ mit dem Norden. Wir hatten so ziemlich alles erlebt, was wir uns im Norden gewünscht haben. Die Polarlichter letzte Nacht waren dann gedanklich der krönende Abschluss für uns. Wir waren sowieso schon viel länger hier im Norden als wir jemals geplant hatten, die ursprüngliche Idee war ein Abstecher nach Norwegen – inzwischen sind wir über 3 Monate hier gewesen.
Wir wollten jetzt halbwegs zügig in den Süden, also grob Richtung Helsinki und von dort mit der Fähre nach Tallin in Estland, dann über Lettland, Litauen und Polen nach Deutschland um dort im April Judiths Geburtstag zu feiern und die Kinder zu sehen.
Wir fuhren also recht früh am Morgen los und erreichten nach rund 150 Km die finnische Grenze. Ab da änderte sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber Norwegen nachhaltig. Die Straße wurde breiter, flacher und ging einfach nur geradeaus.
Die Landschaft war schon faszinierend, aber zumindest von der Straße aus gesehen irgendwie immer gleich (hübsch). Es hatte irgendwie etwas von einer kilometerlangen Meditation 😉 Wir machten ein paar kurze Stopps unterwegs und ließen die Teilweise skurrilen Eisgebilde, die der Winter hervorgebracht hatte auf uns wirken.
Irgendwann suchten uns dann einen Übernachtungsplatz irgendwo im Wald vor einer ziemlich eingeschneiten Lachsräucherei. Am nächsten Tag wollten wir es bis Rovaniemi schaffen und uns das Santa Claus Village anschauen, wo wir schon mal in der Nähe sind.
Wir erwarteten eigentlich einfach eine super kommerzielle Touristen Weihnachtswelt. War es auch! Aber total schön gemacht 😉 Wir hatten einen riesen Spaß und waren ganz aufgeregt als wir mit dem Weihnachtsmann über unsere Reise reden durften ;-). Dieses legendäre Foto ist dabei dann noch entstanden:
Wir nutzten den Rest vom Tag um noch ein paar Kilometer Richtung Süden zu machen, wir waren ja fertig mit dem Norden. Abends hatte ich, wie fast jeden Tag, einen kleinen Post bei Facebook und Instagram gemacht, dieses Mal mit unserem super Weihnachtsmann Bild. Kurz darauf meldetet sich Marko via Facebook und wollte wissen ob wir noch in Rovaniemi sind. Ich schaute in Markos Profil und es war klar, wir kannten uns irgendwie von meinen Motorradgeschichten bei BMW. Marko betreibt die Firma Laplandbike.com, lebt in Rovaniemi und bietet neben seinem normalen Job Motorrad- und Snowmobiltouren an. Schnell war klar, wir drehen um und fahren die 120 Km zurück um ihn zu treffen. Er bot an, dass wir bei ihm auf dem Hof parken können.
Abends saßen wir gemütlich beisammen und haben einige unterhaltsame Geschichten ausgetauscht und einiges über Finnland gelernt.
Wir hatten uns am nächsten Morgen für unsere Snow-mobil Tour verabredet. Marko hatte eine beeindruckende Sammlung toller Spielzeuge in seiner Garage 😉 Wir bekamen unsere beiden Schlitten und eine kleine Einführung, da wir beide noch nie mit einem Snowmobil gefahren waren. Dann starteten wir in Richtung des zugefrorenen Flusses. Es ist total lustig geregelt in Finnland, es gibt offizielle Wege auf denen mit den Snowmobilen gefahren werden darf. Abseits der „Wege“ ist es so ähnlich wie beim Enduro fahren, manchmal wird es geduldet und manchmal lässt man sich besser nicht erwischen 😉 Es gibt eigene Verkehrsschilder auf den Pisten und die maximale Geschwindigkeit liegt bei 60 Km/h. Das wird wohl auch kontrolliert, das heißt, ab und zu stehen Polizisten mit gut getarnten weißen Schlitten irgendwo im Busch und blitzen.
Viele benutzen auch ihre Schlitten um ihre Häuser überhaupt erreichen zu können im Winter. Sie parken dann ihre Autos irgendwo abseits der Straße und wechseln da auf das Snowmobil um die letzten Kilometer bis zum Haus zu kommen. Aber zurück zu unserer Tour, wir fuhren die ersten Meter über den Fluss. Und wurden relativ schnell warm mit den Teilen, macht super Spaß und solange man sich mit vernünftigem Tempo bewegt, erfordert es auch keine besonderen Skills.
Wir machten eine wunderschöne Tour, bergauf und bergab durch Wälder über große Freiflächen, Flüsse und Seen. Bis hinauf zu einer Grillhütte, wo Marko ein Feuer entzündete und wir die typischen finnischen Würstchen am Stock grillten. Heißer Saft und auf dem Feuer gebrühter Waldkaffee wärmten uns schnell wieder auf. Wir bekamen kurz Besuch von einer Frau, die gerade ihre tägliche Langlaufskirunde mit ihrem Hund machte. Sie hielt an für einen kurzen Plausch und zog dann weiter. Generell sind die Skandinavier sehr kontaktfreundlich, und wie überall in der Welt, je weiter draußen man in der Natur ist, umso leichter ist es mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
Nach der Pause mit fantastischer Aussicht und guter Unterhaltung, ging es weiter auf verschlungenen Pfaden durch die Natur, bis wir schließlich nach rund 2 Stunden zurück zu Markos Garage fuhren.
Ich denke mit so einem Schlitten kann man schon richtig Spaß haben, Zweitaktmotoren mit rund 125 PS waren in unseren Schlitten verbaut. Und die Teile bauen eine unglaubliche Traktion im Schnee auf – ich glaube damit kann man schon einigen Unsinn veranstalten. Auch wenn der Spritverbrauch auf einem ähnlichen Niveau liegt wie bei unserem LKW – unglaublich – aber die Teile pfeifen sich mal zwischen 25 und 30 Litern auf 100 Km rein. Es war auf jeden Fall nicht unser letztes Snowmobilabenteuer – Marko – ich drohe hiermit an, dass ich mit ein paar Enduro Freunden vorbei komme 😉
Am Nachmittag lud ich seit Ewigkeiten mal wieder mein Mountainbike aus dem Auto aus, das Wetter war so traumhaft und musste genutzt werden. Es macht so unglaublich viel Spaß mit dem Bike im Schnee ;-). Da wir am nächsten Tag zum Eisangeln wollten, nutzte ich meine Rundfahrt gleich um ein paar Köder in der Stadt zu besorgen.
Marko hatte uns angeboten seine wunderschöne klassische Holzsauna, die er zusammen mit einem Freund neben seinem Haus gebaut hatte, zu nutzen. Das nahmen wir natürlich dankend an. Die Zeremonie begann mit Holzhacken und dann rund 3 Stunden kräftig den Ofen schüren, bis wir dann etwas mehr als 60 Grad erreicht hatten.
Urgemütlich war es in der Sauna und wir hielten es wie die Finnen und redeten über alles und jeden und das Leben im speziellen 😉 Marko hatte uns am Abend vorher schon erklärt, dass viele Finnen in der Sauna geboren werden und sich einige im Alter auch zum Sterben wieder dahin zurück ziehen. In der Zeit dazwischen wird die Sauna genutzt, um über alles zu reden, man macht dort nicht nur seinen Körper nackt, sondern auch seine Seele…
Nach 3 Saunagängen mit darauffolgender Abkühlung im Schnee und viel gequatsche waren Judith und ich eigentlich Bettfertig 😉 Allerdings erwarteten uns draußen die beeindrucktesten Polarlichter, die wir auf unserer bisherigen Reise gesehen hatten. Wahnsinn!! So wurde es dann doch wieder etwas später…….. die komplette Galerie auch von den Tagen davor gibt es hier.
Am Tag darauf packten wir morgens unsere Angelsachen zusammen und machten uns mit den Schlitten auf den Weg zu einer Stelle, die ein Freund von Marko empfohlen hatte, hier könnten wir eventuell Glück haben.
3 Löcher gebohrt, jeder ein paar Würmer auf den Haken und dann begannen wir mit der Badesession der Köder…….. ohne nennenswerte Zwischenfälle 😉 Nach einer Stunde bohrten wir mal noch ein paar neue Löcher ein paar Meter entfernt, aber ohne Änderung der Lage. Am Ende hatten wir einen halben Tag in der Sonne auf dem Eis, inmitten traumhafter Natur verbracht, viel erzählt und gelacht – also alles richtig gemacht, auch ohne Beute.
Nachmittags packten wir unsere Sachen zusammen und für uns hieß es langsam weiterziehen! Wir hatten ja schließlich noch ein bisschen was vor uns, wenn wir es bis Anfang April nach Deutschland schaffen wollen. Wir müssten langsam mal ein bisschen Strecke machen.
Es waren fantastische Tage mit Marko in Rovaniemi – Danke dir Marko für deine unglaubliche Gastfreundschaft!! Hoffentlich bis ganz bald!!