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Nordkapp im Winter mit dem Expeditionsmobil

Nach unserem kurzen Gibraltar und Deutschland Besuch ging es nach 12 Tagen zurück nach Tromsø, wo wir unseren LKW wohlbehalten wieder abgeholt haben. Nach dem auffüllen des Kühlschranks brachen wir zur letzten Etappe bis zum Nordkapp auf. Wir wollten gemütlich über Alta und Hammerfest die letzten 550 Km unter die Räder nehmen.

Die Straßenverhältnisse waren ein Traum im Vergleich zu dem was wir vor unserer Pause erlebt haben. Außerdem funktionieren die Reifen seit dem „Seipen“ einfach hervorragend, überhaupt kein Vergleich zu vorher. So konnten wir am ersten Tag gemütlich und stressfrei bis etwa 100 Km vor Alta fahren.

Am Abend checkte ich den Wetterbericht: für die nächsten beiden Tage war am Nordkapp Sonnenschein vorhergesagt, danach wieder Niederschläge und Sturm, so wie meistens um die Jahreszeit. Schnell war klar, dass Alta und Hammerfest erst mal ausfallen, wir mussten das Wetterfenster nutzen und so schnell wie möglich zum Nordkapp. An unserem Übernachtungsplatz trafen wir abends auch noch 2 Jungs die mit ihrem mega coolen, ausgebauten Saurer (Schweizer Militär LKW) unterwegs waren. Sie waren Teilnehmer der Baltic Sea Circle Rally. 7500 Km in 16 Tagen Von Hamburg durch Norwegen zum Nordkapp und über Finnland, Estland, Litauen, Polen zurück nach Hamburg. Infos hier: Baltic Sea Circle Winter Rally

Also von hier aus etwa die gleiche Route, die wir geplant haben. Wir sollten uns in den nächsten Tagen noch des Öfteren begegnen. Sie wollten auch die Unwetterpause nutzen und so schnell wie möglich zum Kapp. Laut ihrem Roadbook, sollte die Nordkapperoberung erst in 3 Tagen sein, allerdings hatte der Veranstalter der Rally wohl auch den aktuellen Wetterbericht studiert und befürchtet, dass bis dahin die Strecke wieder geschlossen sein könnte, wie schon in den vergangenen Tagen….. also wurde den Teilnehmern empfohlen die Etappe vorher zu meistern. Wir lagen also nicht so falsch mit unserem neuen Plan.

Rund 350km lagen noch zwischen uns und dem Nordkapp, wir wollten es heute zumindest bis nach Honnigsvåg, dem letzten Ort vor dem Kapp oder bis zu dem Sammelparkplatz an der Skarsvåg Kreuzung, von dem aus die Kolonnen-Fahrt zum Nordkapp startet, kommen. Dort die Nacht verbringen und dann um 11 mit dem Konvoi starten.

Normalerweise kann man nämlich im Winter nicht alleine die letzten 15 km die Nordkapp Straße hinauffahren, behauptet das Internet. Aufgrund der extremen Wetterverhältnisse ist die Strecke normalerweise gesperrt und kann nur im Konvoi mit den Räumfahrzeugen fahren. Wer Infos dazu braucht, ich habe sie hier gefunden: Nordkapp Info

Die Straßen lagen fast durchgehend unter einer festgefahrenen Schneedecke, die sich recht gut fahren ließ, da hatten wir in den Wochen zuvor mit ganz anderen Bedingungen zu kämpfen. Wir kamen gut voran, nachdem wir zuerst Alta und dann auch die Abzweigung Richtung Hammerfest hinter uns gelassen hatten wurde die Straße immer ……. ja was wurden sie denn? Ich habe kein Wort dafür…. es hat sich angefühlt als würde man wirklich auf das Ende der Welt zufahren. Eine endlose Straße die irgendwo am Horizont verschwindet, inmitten unendlicher Schneefelder……….. mega geil!!!

Unterwegs trafen wir immer wieder einige Teilnehmer der Rally, die irgendwo auf der Strecke Sonderprüfungen erledigen mussten. Unsere Freunde mit dem Saurer trafen wir kurz hinter Honnigsvåg als sie gerade dabei waren ein Iglu zu bauen. Ich sagte ihnen, dass wir mal schauen ob die Straße offen ist und dann versuchen würden direkt hoch zufahren um die Nacht dann direkt am Kapp zu verbringen. Wir tauschten Nummern aus und ich sollte ihnen Bescheid sagen, falls es klappt, dann würden sie auch noch versuchen hoch zu kommen sobald ihr Iglu fertig ist.

Und tatsächlich, die Straße war offen!! Also auf geht’s, die recht kurvige, manchmal enge und stellenweise auch recht steile Straße, war im Grunde ganz gut befahrbar. An manchen Stellen etwas vereist und rutschig, aber definitiv problemlos machbar. Auf dem Weg nach oben wurde es langsam dunkel und immer wieder gab es kurze Windboen, die den Schnee in dicken Wolken über die Straße geweht haben. Es hatte etwas von Endzeitstimmung 😉 Oben am Parkplatz angekommen, standen außer uns genau 3 andere Autos. Wie geil! 

Angekommen am Etappenziel. Nach 189 Tagen und 13.715,2 Km haben wir fast eine komplette Süd – Nord Durchquerung von Europa hinter uns gebracht – mit einigen Umwegen. Der südlichste Punkt des Europäischen Festlands ist zwar Tarifa und wir sind in Gibraltar losgefahren, aber in Tarifa waren wir eine Woche vor Abfahrt noch zum Tapas Essen, wenn auch nicht mit dem Truck, sondern mit dem Auto – aber immerhin. Wir wollen ja nicht kleinlich sein. Ach ja, der nördlichste Punkt ist auch nicht das Nordkapp, sondern Knivskjellodden, eine Landzunge etwa 4 Km weiter westlich, die ist 1400 Meter nördlicher als das Nordkapp. Aber da muss man hin laufen, was bei dem Schnee eine echte Aufgabe gewesen wäre, aber wir haben zumindest hingeschaut…… deshalb eben nur fast eine komplette Durchquerung 😉

Da es weder eine Absperrung noch ein Verbotsschild gab und wir zudem noch komplett alleine an der Weltkugel waren, haben wir den Dicken für ein Zielfoto direkt daneben geparkt.

Ach ja, den Jungs mit dem Saurer haben wir natürlich auch noch Bescheid gesagt, die beiden sind dann etwas später auch noch hochgekommen.

Wir verbrachten eine super ruhige Nacht und standen am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang um kurz nach 7 bei fast wolkenlosem Himmel auf der Klippe….. wie cool!! Glück muss man haben, blauer Himmel, windstill und einen Sonnenaufgang Ende Februar am Nordkapp genießen. Eine grandiose Aussicht und ein tolles Gefühl……

Im Laufe des Morgens reihten sich auch immer mehr Teilnehmer der Rally auf dem Parkplatz ein. Ein bunt gemischter Haufen lustiger und netter Leute, mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen und sehr unterschiedlichen Auffassungen was den ernst der Rally angeht. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß mit einigen der Leute und viele nette Unterhaltungen. Ein rundum gelungener Tag!

Kurz nach Mittag machten wir uns wieder auf den Weg, wir wollten uns wieder ein paar Meter Richtung Süden bewegen, da für den nächsten Tag hier oben wieder abenteuerliches Wetter vorher gesagt war.

Wir fuhren etwa 150km in Richtung Kirkenes und suchten uns einen Parkplatz für die Nacht wo der sowieso schon perfekte Tag einen für uns absolut fantastischen Abschluss fand. Dazu mehr im nächsten Bericht…..

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